Die Giganten des Königs

Die Giganten des Königs. 150 Jahre Wellingtonien in Württemberg. Von Lutz Krüger. E.-Book bei BookRix / XinXii. 2014. 174 S. mit zahlreichen farbigen Abb. ISBN 978-3-7368-1417-2. 0,99 €.

 

Zum 150-jährigen Jubiläum der „Wilhelma-Saat“ ist von L. Krüger, Mitglied der DDG, eine interessante Monographie als E-Book erschienen. In ihr wer-den ohne lange Ausschweife die Mammutbäume beschrieben. Dabei geht der Autor verständlich auf Biologie, Entdeckung sowie die Beziehung von König Wilhelm I. zur Baumart „Wellingtonie“ ein. Eine kürzlich abgeschlossene Inventur in Württemberg ergab insgesamt 323 Mammutbäume an 123 Standorten, davon 265 Exemplare, die nachweislich der „Wilhema-Saat“ zugeordnet werden, und weitere 58 Individuen, wo es noch einer Klärung bedarf.

In der Schrift, die sich in 2 Teile gliedert, beschreibt der Autor die Geschichte der eindrucksvollen Initiative von König Wilhelm I. Die im Text getroffenen Aussagen sind leider nicht mit Literaturzitaten belegt, obwohl das Buch ein zweiseitiges Literaturverzeichnis enthält. Den Hauptteil des Buches nehmen Abbildungen von den Standorten der Mammutbäume ein. Zu jedem Standort gibt es ein Bild und die Information um wie viele Bäume es sich handelt und ob diese als Naturdenkmal ausgewiesen sind. Hier hätte man sich noch wei-tere Angaben zu Stammstärke, Höhe und möglichen Schäden (Kronenbrüche, Blitzeinschläge usw.) gewünscht. Der anschließende Index ist mit den einzelnen Bildern verknüpft.

Trotz der genannten Schwächen ist die kleine Monographie überaus lehr-reich und gleichzeitig ansprechend gestaltet. Die Teilnehmer der Jahrestagung der DDG 2014 in Stuttgart-Hohenheim werden zwei der beschriebenen Standorte aufsuchen.

Mirko Liesebach, Ahrensburg (Ginkgoblätter 136 [2014], S. 27)

Gestalten mit heimischen Gehölzen

Gestalten mit heimischen Gehölzen. Von Werner M. Busch und Achim R. Strecker. 403 S., 33 Zeichnungen, 1064 Farbfotos. Leinen, gebunden. ISBN 978-3-494-01560-6, Verlag Quelle & Meyer 2014. 39,95 €.

Das Buch wendet sich sowohl an Anfänger als auch an fortgeschrittene Bonsailiebhaber. Es ist gut lesbar, übersichtlich gegliedert in die Kapitel Baumkunde, Gestaltung, Gestaltungstechnik, heimische Nadel- und Laubbäume, japanische Nadel- und Laubbäume, Krankheiten und Schädlinge. Es folgen ein Glossar mit botanischen und japanischen Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis sowie ein Register der botanischen Namen und  Fachbegriffe.

Im Kapitel Baumkunde werden zunächst die Grundlagen der Gehölzmorphologie wie Habitus, Zweige, Blätter, Blüten und Früchte behandelt. Dem schließen sich allgemeine Pflegehinweise zu Gießen, Substrat und Düngung an. Im Kapitel Gestaltung werden insgesamt 16 verschiedene klassische Bonsai-Wuchsformen erklärt sowie das dazu benötigte Werkzeug vorgestellt. Nicht alle der ca. 90 vorgestellten besprochenen Gehölze sind wirklich in Europa einheimisch. Die Gehölzbeschreibungen sind sehr umfangreich und geben für jedes Gehölz spezielle Anzucht-, Pflege-, Überwinterungs- und Gestaltungstipps. Im Kapitel Krankheiten und Gesundheit werden von 23 Gattungen die wesentlichen Krankheiten und Schädlinge sowie Behand-lungsmaßnahmen beschrieben.

Zu beachtende Grundsätze oder Besonderheiten sind farblich herausge-hoben. Sehr hilfreich sind die in allen Kapiteln zahlreichen, auf den Text abgestimmten guten Fotos. Mit 39,95 € nicht das billigste, aber ein sehr gutes, empfehlenswertes Buch mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Volker Meng, Hann. Münden-Hemeln (Ginkgoblätter 136 [2014], S. 27-28)

Historische Gärten und Parks in Österreich

Historische Gärten und Parks in Österreich. Von Christian Hlavac, Astrid Göttche und Eva Berger (Hrsg.). Böhlau Verlag, Wien - Köln - Weimar. 2012. 394 Seiten mit 337 Farbabbildungen. Gebunden. ISBN 978-3-205-78795-2. 55,00 €.

Im Jahr 1993, dem Gründungsjahr der „Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten“, erschien von Géza Hajós konzipiert eine erste Veröffentlichung zu historischen Gärten in Österreich. Zwischen 2002 und 2004 folgte das dreibändige Standardwerk über 1780 historischen Gärten in Österreich von Eva Berger. Aus der Fülle von Gärten und Parks wählten die Herausgeber 54 repräsentative Anlagen für den vorliegenden Band aus. Diese werden jeweils in Text und Bild von Personen vorgestellt, die mit dem Objekt über Forschung bzw. praktische Gartendenkmalpflege seit Längerem verbunden sind. Die Autoren kommen aus den Disziplinen Kunstgeschichte, Architektur, Landschaftsplanung, Landschaftsarchitektur, Forstwirtschaft und Gartenbau. Je nach persönlichem Zugang und beruflichem Werdegang weisen die Beiträge eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung auf.

Die im Buch beschriebenen Garten- und Parkanlagen sind topografisch nach Bundesländern geordnet. Dabei werden bekannte und wichtige Anlagen wie die Schlossgärten in Schönnbrunn, die Gärten des Belvedere und der Wiener Volksgarten ebenso vorgestellt wie weniger bekannte Schlossparks, z. B. in Draßburg und in Damtschach, sowie Villen- und Landhausgärten, z. B. der Lindenhof in Litzlberg. Diese gestalteten Anlagen setzen sich aus Bäumen, Sträuchern, Hecken, Blumen und Rasenflächen sowie künstlerisch gestaltete Kleinarchitekturen (Brunnen, Skulpturen, Pavillons usw.) zusammen. Der Band schließt mit einem elfseitigen Namensregister, einem Abbildungsnachweis sowie biografischen Notizen zu den Autoren.

Das vorliegende Buch bringt der Öffentlichkeit die Verbindung von Kunst und Natur näher. Auf die Gehölze wird bei den einzelnen Anlagen jedoch nur kurz eingegangen. Wer mehr hierzu wissen möchte, dem helfen die Literaturhinweise am Ende der einzelnen Beschreibungen weiter, die in der Regel Parkführer enthalten. Das von der „Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten“ herausgegebene Werk ist der erste Band in der Reihe „Österreichische Gartengeschichte“. Man kann schon jetzt auf den Folgeband gespannt sein.

Mirko Liesebach, Ahrensburg (MDDG 98 [2013], S. 275-276)

Il Bosco di Palermo - Itinerari alla scoperta del maggiori alberi esotici d'Europa

Il Bosco di Palermo - Itinerari alla scoperta del maggiori alberi esotici d'Europa. Von I. Fratus. Edizioni della Meridiana, Firenze, Italien. 2012. 127 S., 32 teilweise zweiseitige farbige Abb.; ISBN: 978-88-6007-217-7, Preis 12,00 €

In Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Palermo ist ein kleines Büchlein aufgelegt worden, dessen Inhalt einer Baumart gewidmet ist: eine geographisch eng begrenzte Monographie über die Großblatt-Feige, Ficus macrophylla, im Raum Palermo, Sizilien. Übersetzt lautet der Titel etwa: "Der Wald von Palermo - Entdeckertouren zu den größten exotischen Bäumen Europas". Tatsächlich scheint sich Ficus macrophylla im Klima Siziliens und speziell Palermos außerordentlich gut zu entwickeln; die Art ist so häufig gepflanzt und aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken, dass man ohne weiteres von einem "Stadtwald" sprechen könnte, zumal viele der über 100-jährigen Exemplare Umfänge von 15-20 m erreicht haben, und einige davon an prominenter Stelle das Stadtbild bereichern.

Im 19. Jahrhundert wurde die in Australien heimische Feige nach Europa eingeführt. Schon bald zeigte sich, dass man sie recht einfach kultivieren kann; Parkbesitzer im Süden Europas haben diesen Baum vielerorts verwendet, grosse Exemplare sind nicht nur auf Sizilien, sondern aus dem gesamten Mittelmeerraum bekannt.

Zuerst beschrieb René Desfontaines 1807 in Persoons Synopsis Plantarum die Art als Ficus macrophylla Desf. ex Pers.; benannt nach den großen Blättern, die mit Stiel leicht 35 cm Länge erreichen können. Der Direktor des Botanischen Gartens Palermo, Antonio Borzi, stellte an den Pflanzen im Botanischen Garten kleine Unterschiede zur Art fest und beschrieb ein neues Taxon, Ficus magnolioides, wegen der Ähnlichkeit der Belaubung mit derjenigen von Magnolia grandiflora. Wie sich herausstellte, konnte der Artstatus nicht aufrecht erhalten werden; der von Borzi vergebene Name gilt heute als Synonym.

In Palermo wurden bereits um 1840 einzelne Exemplare gepflanzt, und neben denen im Botanischen Garten gab es Bäume im Giardino Inglese, dem Giardino Garibaldi und im Park der Villa Whitaker; einige dieser Exemlare leben noch heute.

Auf vier Rundgängen nimmt Tiziano Fratus den Leser mit in die Parks und Gärten Palermos und der Umgebung. Die Rundgänge sind als Tagesausflüge konzipiert, die man teilweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen kann. In den ersten drei "Itinerario" werden jeweils sechs Gärten vorgestellt, in denen man große Ficus macrophylla sehen kann; im letzten Rundgang sind es 13 Standorte, häufig Einzelbäume auf Plätzen in der Stadt, die aufgesucht werden. Zu jedem Standort werden kurze allgemeine Bescheibungen aufgeführt; auch werden weitere interssante Bäume in der Nähe erwähnt. Interssant sind die Umfänge der Feigen, von denen mindestens ein Dutzend Umfänge von über 20 m aufweisen, der "dickste" immerhin 28 m (allerdings ist das Messen des Umfanges einer Ficus macrophylla diesen Ausmaßes schwierig wegen der vielen Luftwurzeln und Verwachsungen, so dass genaue Zahlen vorsichtig zu werten sind). Viele der beschriebenen Bäume werden durch Fotografien abgebildet.

Für den dendrologisch interessierten Besucher Palermos oder Siziliens ist dieses gut illustrierte Büchlein empfehlenswert - leider ist es aber ausschließlich in Italienisch verfasst. Ein weiterer Mangel, vor allem für den Sprachunkundigen, ist das Fehlen einer Übersichtskarte, an Hand derer man sich auch ohne Italienischkenntnisse orientieren könnte. Trotzdem ist das Bemühen, sich einer in Palermo allgegenwärtigen Baumart anzunehmen und deren Präsenz interessierten Besuchern und auch den heimischen Baumliebhabern in einer eigenen Publikation näher zu bringen, bemerkenswert und förderungwürdig.

Eike Jablonski, Kruchten (BzG [2013], S. 371)

Le Platane. Portrait, botanique, maladies

Le Platane. Portrait, botanique, maladies. Von A. Vigouroux. Éditons Édisud, Aix-en-Provence. 2007. 127 S., zahlreiche farbige Abb.; ISBN: 978-2-7449-0704-3, Preis 17,00 €

Innerhalb weniger Jahre sind drei kleine französische Monographien zur Platane erschienen; ein Spiegel der allgegenwärtigen Bedeutung der Platane im französischen Leben. Neben der hier rezensierten von André Vigouroux  (2007) auch die im selben Jahr erschienene Monographie "Le Platane" von Michael Vescoli (Éditions Actes Sud) sowie die einig Jahre zuvor erschienene "Le Platane" von Henri Joannett (1999, Éditions Equinoxe). Auffallend ist der übereinstimmende Titel; weitere Übereinstimmungen sind marginal. Das einzig Vigouroux Gegenstand dieser Rezension ist, liegt nicht nur am Inhalt, sondern auch am Autor. André Vigouroux war Direktor des Instituts für Pflanzenkrankheiten des INRA im südfranzösischem Montpellier. Beruflich hat er sich lange Zeit um die Krankheiten der Gehölze, und hier in den letzten Jahren vor allem um diejenigen der Platane, gekümmert. Er kann zurecht als Experte auf dem Gebiet gelten.

Das sehr gut bebilderte Buch gibt Auskunft über die Taxonomie (hier allerdings nicht im Einklang mit dem letzten Stand der Nomenklatur: Der gültige Name der "Platane", also der Hybride zwischen Platanus occidentalis und Platanus orientalis, ist (wieder) Platanus ×hispanica Mill. ex Münchh., und das von Vigouroux getrennte Taxon Platanus ×pyramidalis (Rivers) Henry et Flood ist nichts anderes als ein weiteres Synonym dazu (und nicht zu verwechseln mit der Sorte Platanus ×hispanica 'Pyramidalis'). Doch dies soll dem Inhalt keinen Abbruch tun. In 8 Kapiteln geht der Autor z. B. auf die Entdeckung bzw. Beschreibung der Platane ein, auf die Arten (von denen er sechs anerkennt und einige Hybriden dazu; in einer übersichtlichen Tabelle werden die Unterscheidungsmerkmale anschaulich dargestellt). Ein Kapitel nennt er "Le platane dans la societé" (Die Platane in der Gesellschaft). Die Bedeutung der Platane in Frankreich, in einem eigenen Kapitel beleuchtet, ist jedem Frankreichbesucher offensichtlich. Wer einmal den "Canal du Midi", der bereits ab 1681 gebaut wurde und Toulouse mit dem Mittelmeer verbindet, besucht hat, wird sicher die Platanen bewundert haben, die den Kanal über lange Strecken säumen. Etwa 42000 Bäume, um 1800 gepflanzt, um die Dämme zu befestigen und Arbeiter und Pferde beim Treideln vor der Sonne zu schützen, sind Bestandteil des Kanals, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Wer sich diesen dendrologischen Schatz anschauen möchte, sollte nicht zu lange damit warten. Seit 2005 sind viele der Platanen von der Massariakrankheit befallen, einem  Pilz (Ceratocystis fimbriata), der selbst dickere Äste zum Absterben bringt und damit zum Sicherheitsrisiko werden kann. Vigouroux schildert in einem Hauptkapital anschaulich den Befall und die Konsequenzen, stellt aber auch neuere Forschungen zum Thema dar. Unter anderem berichtet er von toleranten oder gar resistenten Platanen-Klonen, die auch unter seiner Regie in Montpellier selektiert wurden. So gibt es zwar für die bereits befallenen Platanen am Canal du Midi kaum Hoffnung; zu schnell wird der Erreger über den Kanal, auf Booten, im Wasser, oder durch Radwanderer über weite Strecken transportiert. Nach einer Schätzung sollen in 15 Jahren keine alten Platanen mehr am Kanal stehen. Doch mit einer neuen, robusten Selektion können wieder Platanen gepflanzt werden, damit auch nachfolgenden Generationen platanengesäumte Kanäle und Straßen bewundern können.

Dies Buch ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine kleine Monographie überaus lehrreich und gleichzeitig ansprechend gestaltet sein kann. Man wünscht sich eine deutsche Ausgabe; überhaupt wünschte man sich mehr Mut auf dem deutschsprachigen Markt; warum werden soviele nichtssagende allgemeine Werke über Pflanzen bzw. Bäume in ungezählten Wiederholungen gedruckt, kaum jedoch günstige und anspruchsvolle monographische Werke, die nicht gleich den Anspruch an wissenschaftliche Werke haben? Dieses Platanenbuch von André Vigouroux zeigt, dass dies zumindest in Frankreich möglich ist!

Eike Jablonski, Kruchten (BzG [2013], S. 373-374)

Le Châtaignier

Le Châtaignier. Von F. Ricciardi. Éditons Le Gerfaut, Paris. 2012. 183 S., zahlreiche farbige Abb.; ISBN: 978-2-35191-085-6, Preis 24,00 €

Die Autorin Félicienne Ricciardihat in Frankreich unter anderem Bücher über Lavendel, Oliven und die korsische Küche herausgegeben. Nun legt sie ein kleines Büchlein über die Kastanie/Marone vor. Im einführenden Kapitel "Biologie, Ökologie und Verbreitung" geht die Autorin kurz auf Kastanienarten ein und streift das in Frankreich grosse Kapitel der Sorten (oder Kulturvarietäten, denn "Sorten" im Sinne der Nomenklaturregeln (ICNCP) sind sie häufig nicht). Immerhin, so stellt man fest, werden nach Ricciardi in Frankreich 53 "Haupt"-Sorten ("principales variétés") unterschieden, auch namentlich aufgeführt, die Unterschiede werden aber nicht beschrieben. Ricciardi will auch kein obstbaulich-sortenkundliches Werk vorlegen, sondern ein allgemeinverständliches Buch zum Verständnis der Kastanie. Man hätte sich dennoch gewünscht, zumindest kurz die hauptsächlichen Sorteneigenschaften zu erfahren. Auf zwei Seiten werden die wichtigen Kastanienkrankheiten behandelt. Nur rudimentär wird auf neueste Erfolge in der (biologischen) Bekämpfung des Kastanienrindenkrebses eingegangen.  Die Vermehrung und Kultur der Kastanie wird auf sieben Seiten gestreift. Der Schwerpunkt des Buches liegt sicher auf einer kulturhistorischen und kulinarischen Sichtweise: So wird die Kastanienkultur in ausgewählten französischen  Landstrichen (u. a. speziell in Korsika) und in für die Kastanienkultur wichtigen europäischen Ländern (Italien, Spanien, Portugal und Schweiz) dargestellt; auch der Niedergang der einst reichen Kastanienkultur wird beschrieben (und der zaghafte Neuanfang in unseren Tagen, der Gegenstand eines eigenen Kapitels ist). Ausführlich auch die Ernte und Behandlung der Maronen; dazu viele historische Details, die gut lesbar und lebendig beschrieben werden. Kastanie oder Marone (gibt es einen Unterschied? Auch darüber schreibt die Autorin), ihre Stellung in der Volkskunde, die Sitten und Gebräuche, die sich natürlich in den alten Kastaniengegenden bis heute gehalten haben, all dies wird ausführlich und gut illustriert dokumentiert. Kastanienrezepte, auch ungewöhliche darunter (Kastanienbier) runden schliesslich dies Büchlein ab.

Eine weitere Publikation zur Kastanie? Ja. Und doch, durch die reiche Bebilderung, durch die schwerpunktmässige Behandlung von Kultur und Kulturhistorie ein kurzweilig und interessant zu lesender Stoff; keine Sortenkunde indes oder gar eine Dendrologie zur Gattung Castanea. Wer Spass an solchen Büchern hat, dem sei es empfohlen; leider nur in französischer Sprache erhältlich.

Eike Jablonski, Kruchten (BzG [2014], S. 372)

Hofgehölze

Hofgehölze. Bäume und Sträucher als Kulturlandschaftselement und natürlicher Witterungsschutz: Anordnung, Bestandsaufnahme, Beispiele. Von Wolfram Pflug. Borntraeger Verlag, Stuttgart. 2012. 150 Seiten mit 130 meist farbigen Abbildungen. ISBN 978-3-443-01073-7. 39,80 € [D].

Die Idee zu diesem Buch geht auf die Jahre 1958 bis 1961 zurück, als der Autor Hofgehölze in Norddeutschland und Oberbayern fotografierte. 50 Jahre später wurde das Bildmaterial ausgewertet und in dem vorliegenden Buch veröffentlicht.

Der Autor legt den Schwerpunkt auf die Hofbeschreibung, die durch Abschnitte zur Geschichte der Hofgehölze, zu ihrer Lage, ihrem Standort, den Landschaften und Dorfformen, zum Heimat- und Naturschutz sowie zur Dichtung und bildnerischen Gestaltung ergänzt werden. Dabei wird auf die Wirkung von Gehölzen auf das Hofklima ausführlicher eingegangen. Das halbseitige Kapitel „Aufgaben der Hofgehölze“ ist hier lediglich eine Zusammenfassung des vorangegangenen Kapitels.

Den Kern des Buches stellt die Beschreibung von 29 Hofanlagen in Deutschland dar. In den einzelnen Kapiteln gibt eine Tabelle Auskunft über Gemeindezugehörigkeit, Eigentümer, Hofgröße, Böden und Nutzungsart. Es folgt eine Beschreibung des Hofgehölzes nebst einer Tabelle der Baum- und Straucharten, deren Alter und Anteil am Hofgehölz. Eine Planskizze und überwiegend „historische“ Fotos der Hofanlage runden die Beschreibungen ab. Anschießend werden noch beispielhaft einige Hofgehölze aus Dänemark und den Niederlanden vorgestellt. Auf den aus Deutschland vorgestellten Anlagen sind zusammen 32 Baumarten und 13 Straucharten kartiert worden. Der Band schließt mit einem fünfseitigen Literaturverzeichnis sowie einem umfangreichen Sachverzeichnis.

Das Buch, das von seinen „historischen“ Bildern und den Lageskizzen lebt, richtet sich an Landwirte, Architekten und Landschaftsplaner sowie an jene, die an der Gestaltung und Entstehung natürlicher Schutzanlagen (Hofgehölze) Interesse haben.

Mirko Liesebach, Ahrensburg (MDDG 98 [2013], S. 275)

Schweizerische Beiträge zur Dendrologie

Schweizerische Beiträge zur Dendrologie. Herausgeber: Schweizerische Dendrologische Gesellschaft (SDG), OK Druck, Seefeld AG, Zürich, 2009-2010, 178 S., Format: 21 cm (B) x 29,7 cm (H), reich illustriert, ISSN 0080-7265, SFR. 30,- resp. Euro 20,-.

Die im zweijährigen Turnus erscheinenden Schweizerischen Beiträge zur Dendrologie beinhalten wieder eine sehr ansprechende thematische Vielfalt an gehölzkundlichen Themen.

In dieser Ausgabe werden besonders das dendrologische Reisefieber und Fernweh geweckt. So führt uns E. Heuerding in seinen prächtig bebilderten Beiträgen nicht nur zu endemischen Pflanzen in die Anden, sondern stimmt uns auch auf ein geplantes Reiseziel der DDG mit seinem Bericht zu „Japans Kirschblüte …“ ein. Da momentan auch die „Champion trees“ in der DDG besondere Aufmerksamkeit erfahren, ist sein Artikel zu „BIG TREES in Japans Vegetation“ besonders interessant. H.-P. Stutz macht den Leser mit der exotischen Pflanzenvielfalt von „Dominica – dendrologische Perle Westindiens“ vertraut, welche die IDS im Februar 2010 besuchte. Wieder in Europa angekommen, wird uns der Bericht zu einer „Dendrologisch-botanischen Reise durch Sizilien“ offeriert. Die Auswahl der Exkursionspunkte ist wohl überlegt. Natürlich führt die Reise zur berühmten „Castagno dei Cento Cavalli“ (Castanea sativa) in Sant’ Alfio aber auch zur seltensten Konifere Europas, der Abies nebrodensis; diese vom Aussterben bedrohte Tannenart wurde vor zwei Jahren in einer Arterhaltungsfläche von 0,3 ha auf Initiative von H. Nimsch in Freiburg-Günterstal gepflanzt. Eine so gut vorbereitete Reise wird Nachahmer finden! Der „Beitrag zur Einführung der Kamelie nach Europa“ von Marion und Mathias Riedel lässt viele Teilnehmer der DDG-Jahrestagung 2011 in Erinnerungen schwelgen, als wir das Landschloss Pirna Zuschendorf – ein “Mekka“ insbesondere für den Freund von Kamelien – besuchten.

Exkursionen (u. a. zur Blüte der Rhododendron) im Mai 2009 führten die SDG zu ausgewählten Gärten nach Hamburg und Umland, zu Parks und Arboreten in Genf und Aubonne. Auch „huldigte“ man der stärksten Juglans ×intermedia in Meinier, welcher ein eigener Artikel gewidmet ist. Dem so subjektiv empfundenen „Duft von Magnolien und Kamelien“ widmet sich O. Eisenhut mit Auflistungen dieser duftenden Spezies. Weitere Artikel sensibilisieren für dieses Thema. M. Brunner berichtet über seine Arbeit über bedeutende Bäume der Schweiz, und auch eine Exkursion der SDG führte „auf den Spuren seltener, alter Bäume“ in die Ostschweiz. O. Hugentobler bringt dem Leser die Schönheit starker Berg-Ahorne (die ihrem Namen gerecht werden) an Extremstandorten in der Schweiz näher. Am Ende der Ausgabe folgen noch eine lobenswert große Anzahl von Buchbesprechungen, die Jahresberichte und Protokolle sowie Nachrufe verstorbener Mitglieder.

Unseren Lesern kann diese sehr gut illustrierte Ausgabe ans Herz gelegt werden. Sie ist eine „bäumige“ Lese-Freude! Im Rahmen einer Mitgliedschaft bei der Schweizerischen Dendrologischen Gesellschaft ist das Jahrbuch im Jahresbeitrag von z. Z. SFr. 50/Jahr/Einzelmitgliedschaft inbegriffen.

Volker André Bouffier, Nistertal (MDDG 97 [2012], S. 300)

Der Botanische Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Der Botanische Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg – ein reich illustriertes Lehrbuch. Möglichkeiten einer hochschuldidaktischen Erschließung seiner Sammlungen und Anlagen. Von Friedrich Ebel unter Mitarbeit von Axel Fläschendräger und Ralf N. Dehn. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Institut für Biologie/Geobotanik und Botanischer Garten 2011. 308 Seiten, zahlreiche Schwarzweiß- und Farbfotos sowie Zeichnungen. ISBN 978-3-940744-42-5. Zu beziehen über Freundeskreis der Martin-Luther-Universität Halle (botanischer_garten@botanik.uni-halle.de) gegen eine Schutzgebühr von € 20.00 zuzügl. Versandkosten.

Sammlungen von lebenden Pflanzen in möglichst breiter Vielfalt sind Sinn und Zweck botanischer Gärten. Wenn sich heute die Forschungsschwerpunkte auf biochemische bzw. molekular-phylogenetische Analysen im weitesten Sinne zu konzentrieren scheinen, sollte doch stets der Bezug zum Gesamtorganismus gewahrt bleiben. In einer Zeit, da viele botanische Gärten, ausgelöst von fehlenden Finanzmitteln und Stellenstreichungen, mehr oder weniger stark existentiell bedroht sind oder die Reichhaltigkeit des Pflanzenbestandes gefährdet ist, ist ein Blick auf den im Freiland und den Gewächshäusern ruhenden Arten- und Formenschatz angezeigt. Friedrich Ebel, ehemals Kustos am Botanischen Garten Halle, dem jahrzehntelang die wissenschaftliche Betreuung des Pflanzenbestandes oblag, hat in vielen Publikationen die Rolle der Botanischen Gärten für Forschung und Lehre eindrucksvoll dargestellt. Das vorliegende Buch kann man guten Gewissens als Resümee betrachten.

Zunächst wird ein Überblick über die Gliederung des renommierten Botanischen Gartens gegeben, der, 1698 gegründet, noch immer an gleicher Stelle lokalisiert ist. Zahlreiche namhafte Botaniker wie K. Sprengel, D. F. L. von Schlechtendal, W. Troll, H. Meusel und E. J. Jäger haben den Garten nicht nur geprägt, sondern für ihre Forschungen in unterschiedlichster Weise genutzt. Mit über 12.000 Pflanzenarten ist der Botanische Garten Halle einer der artenreichsten in Deutschland und hebt sich durch die Zusammensetzung seiner Pflanzenbestände von vielen anderen Gärten ab.

Was hier anhand des Botanischen Gartens Halle abgehandelt wird, gilt gleichermaßen für fast alle vergleichbaren Einrichtungen. Wie in einer Bibliothek verbergen sich Schätze, die nicht immer gleich erkannt werden, aber abgerufen werden können. Dank dieses Buches werden dem Interessierten die Augen geöffnet und Wege zu den Objekten erschlossen. Lehrbuchartig behandelt werden die unterschiedlichsten Wuchsformen, Wurzelmetamorphosen, die Blattgestalt mit ihren vielfältigen ökologischen Anpassungen, Blütenstände, Blüten und ihre Teile sowie Bestäubungsweisen, Früchte, Samen, Bewegungen pflanzlicher Organe. Alle Kapitel sind mit hervorragenden Abbildungen unterlegt und die ganzseitigen Tafeln über unterschiedliche Themen regen den Leser zu genauerem Betrachten an. Enthalten sind aber auch Schlüssel für Pflanzen mit Milchsaft oder Lianenwuchs. Dank der vorzüglichen Illustrationen wird vor allem morphologisches Wissen in wohl gegliederter Form erschlossen und hilft die zum Teil doch sehr verborgenen Schätze zu heben.

Möge dieses Lehrbuch von F. Ebel die auch im 21. Jahrhundert besondere Bedeutung der Botanischen Gärten zu Bewusstsein bringen und dazu beitragen, wie sich in unterschiedlicher Form die Mannigfaltigkeit der vielfach bedrohten Schöpfung manifestiert. Die Schutzgebühr von € 20.00 ist, gemessen an Inhalt und Gestaltung, denkbar günstig.

Ulrich Hecker, Mainz (MDDG 98 [2013], S. 272-273)

Flora of China

Flora of China. Herausgegeben von Wu Zhengyi und Peter H. Raven. Science Press, Beijing und Missouri Botanical Garden Press, St. Louis, 2011. Band 19. 884 Seiten, Leineneinband, 28,5 x 24 cm, ISBN 978-1-935641-04-9, ISBN 978-0-915279-34-0 (Gesamtwerk), ca. € 172.

Mit Band 19 liegen nunmehr, mit Ausnahme der Asteraceae (Band 20-21), die Blütenpflanzen enthaltenden Bände der Flora of China alle vor. Der Band 19 ist zugleich der voluminöseste und enthält für Dendrologen sehr wichtige Familien und Gattungen. Zu den insgesamt 22 Familien gehören u. a. Cucurbitaceae, Acanthaceae, Lentibulariaceae, Plantaginaceae, Campanulaceae, Dipsacaceae und Valerianaceae. Uns interessieren natürlich vor allem die Familien mit Gehölzarten, die auch bei uns kultiviert werden können. Weniger wichtig sind die an Gehölzen reichen Annonaceae (120 Arten, davon 41 endemisch), die aber in Mitteleuropa nicht über ausreichende Winterhärte verfügen. Die Rubiaceae (97 Gattungen, 701 Arten, davon 352 endemisch) füllen allein 312 Seiten. Von ihnen sind jedoch nur wenige holzige Vertreter, wie Emmenopterys henryi oder Paederia, auch in botanischen Gärten nur selten angepflanzt. Die 4 nachfolgenden Familien jedoch sind für Dendrologen von großem Interesse. Viburnum und Sambucus, ehemals den Caprifoliaceae zugeordnet, werden heute zu den Adoxaceae gestellt. Nur eine der 4 aufgeführten Sambucus-Arten ist endemisch, aber von 73 in China vorkommenden Arten der Gattung Viburnum sind 45 endemisch. Die Caprifoliaceae enthalten die Gattungen Heptacodium (1), Symphoricarpos (1), Leycesteria (4) und Lonicera (57 Arten). 23 Lonicera-Arten sind endemisch, somit kommen etwa 13 % aller rund 180 Lonicera-Arten nur in China vor. Die Linnaeaceae werden als eigene Familie mit 7 Gattungen und 19 Arten aufgeführt: Zabelia 3, Dipelta 3 (alle endemisch!), Kolkwitzia 1, Abelia 5 und Diabelia 3 Arten. Dass die Familie Berberidaceae in diesem Band enthalten ist, hat keine systematischen, sondern redaktionelle Gründe (war ursprünglich für Band 7 vorgesehen). Die Gattung Mahonia ist mit 27 endemischen von insgesamt 31 Arten aufgeführt. Artenreich ist die Gattung Berberis (215 Arten, davon 197 in China endemisch). Allein zwischen 1985 und 2007 wurden von chinesischen Autoren 70 Arten neu beschrieben.

Wie in allen Bänden der Flora of China, so sind auch im Band 19 gute Bestimmungsschlüssel für die Gattungen und Arten enthalten. Abbildungen hingegen sucht man vergeblich, sie sind in den entsprechenden Bänden der „Flora of China Illustrations“ zu finden. Was die Ausstattung und Qualität, die Beschreibungen und Schlüssel, Angaben zur geographischen Verbreitung usw. anbelangt, sei auf die Besprechungen älterer Bände (MDDG 91, 94 und 95) verwiesen. Band 19 schließt eine empfindliche Lücke der dendrologischen Literatur Ostasiens und ist als Nachschlagewerk von großem Nutzen.

Ulrich Hecker, Mainz (MDDG 98 [2013], S. 273)

Die Pflanzenwelt im Großraum Köln

Die Pflanzenwelt im Großraum Köln. 23 faszinierende Entdeckungstouren auf Rund- und Fernwanderwegen. Von Hermann Bothe. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2012, 252 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen und Kartenausschnitten sowie Pflanzenporträts. Flexibler Einband, 19 x 12 cm, ISBN 978-3-494-01519-4. Preis 16,95 €.

Dass es auch im Umfeld einer Großstadt wie Köln durchaus floristisch interessante Objekte gibt, die es lohnt aufzusuchen, beweist dieser Führer. Der Professor für Botanik Hermann Bothe kennt die ausgewählten Gebiete aus mehr als 30-jähriger Erfahrung von Exkursionen mit Studenten der Universität, Vereinen und anderen Institutionen. Aus der Fülle hat er 23 Entdeckungstouren zusammengestellt, die aufzusuchen der Leser angeregt wird. Jede dieser Touren ist mit einer geographischen Karte belegt, auf der die Wege als Rundwanderung eingetragen, die Länge angegeben und die benötigte Zeit berücksichtigt sind. Empfohlen sind die jeweils günstigste Jahreszeit und Einkehrmöglichkeiten.

Der Interessierte erfährt in den Beschreibungen Wissenswertes über Landschaftsgeschichte, Geologie, klimatische Bedingungen und natürlich die floristischen Besonderheiten. Nicht vergessen sind auch Hinweise zur Tierwelt. Textlich hervorgehoben sind bei den einzelnen Kapiteln auch Anmerkungen zum Naturschutz, zu Pflanzengesellschaften, Neophyten, biologischen Besonderheiten wie Blütenbiologie und Symbiosen.

Die angefügten Beschreibungen lassen erkennen, dass Hermann Bothe die jeweiligen Exkursionspunkte genauestens kennt und mit den genannten Standorten bestens vertraut ist.

Bei den Pflanzenporträts sind viele der erwähnten Pflanzenarten nochmals als Farbabbildungen zusammengestellt. Ein Register für die wissenschaftlichen und deutschen Pflanzennamen beschließt den Band. Es handelt sich um ein empfehlenswertes Buch, das man bequem mitführen und aus dem man viel Wissenswertes entnehmen kann.

Ulrich Hecker, Mainz (MDDG 98 [2013], S. 273)

Conifers around the World

Conifers around the World. Conifers of the Temperate Zones and Adjacent Regions. Von Zsolt Debreczy und István Rácz. Herausgegeben von Kathy Musial. DendroPress Ltd., Budapest 2011. 2 Bände. 1.089 Seiten mit 5.500 Abbildungen (1.300 Zeichnungen, über 3.700 Farbfotos, 474 Verbreitungskarten). 31,5 x 23,5 cm. ISBN 978-963-219-061-7Ö. Preis 195 €.

Als der Rezensent vor zwei Jahren die Besprechung des zweibändigen Koniferen-Handbuches „A Handbook of the World’s Conifers“ von A. Farjon verfasste (s. MDDG 96, 2011), war nicht abzusehen, dass dieses eine „Hoch-Zeit“ für Nadelgehölzbücher einläuten sollte, denn 2011 und 2012 kamen zwei weitere, ebenfalls zweibändige Werke über Koniferen auf den Markt, damit wurden in drei Jahren drei aus jeweils zwei Bänden bestehende großformatige Bücher über Nadelgehölze herausgegeben. Da sich aber jedes dieser Mammutwerke durch ein eigenes Profil auszeichnet und sie sich gegenseitig kaum Konkurrenz machen, muss der an Nadelgehölzen interessierte Botaniker, Dendrologe, Forstwissenschaftler, Baumschuler, Gärtner, Liebhaber usw. tief in die Tasche greifen, wenn er sich für die Koniferen der Welt interessiert und jedes in seiner Art einmalige Standardwerk sein eigen nennen möchte.

Die Autoren Z. Debreczy und I. Rácz , die in den 1970er Jahren an der Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Budapest mit Dokumentationen zur Dendroflora begannen und sich später auf Koniferen konzentrierten, verfolgen ein völlig anderes Konzept für „Conifers around the World“ als Farjon in seinem Handbuch. Es ist kein sachlich-nüchternes und spärlich illustriertes Fachbuch, sondern lebt von höchst interessant dargebotenem Inhalt sowie brillanter Ausstattung. Die Abhandlung der 541 Sippen (Arten, Unterarten, Varietäten) erfolgt nicht durchgängig in alphabetischer Reihenfolge der Gattungen und Arten, sondern folgt zuerst einem geographischen Prinzip (nach 11, überwiegend außertropischen Regionen der Welt mit Koniferenvorkommen) und erst innerhalb der Regionen dem Alphabet. Es werden keine ausgesprochen tropischen Arten behandelt, aber doch in subtropische Zonen bzw. tropische Gebirge reichende Arten einbezogen (vgl. Untertitel „Koniferen gemäßigter Zonen und benachbarter Regionen“). Im Gegensatz zu Farjon verzichten die Autoren auf Bestimmungsschlüssel und ins Detail gehende Beschreibungen der Sippen, aber diese sind durch diagnostisch wichtige Merkmale charakterisiert und anschaulich durch ausgezeichnete Fotos dokumentiert (Habitusbild aus dem natürlichen Lebensraum, Detailbilder zur Benadelung und mit Zapfen), bei ähnlichen Sippen wird auf die differenzierenden Merkmale hingewiesen. Großen Wert legen Debreczy und Rácz auf die Darstellung der Verbreitung, wovon 474 Arealkarten Zeugnis ablegen. Übereinstimmung mit Farjon besteht darin, dass in der Regel nur Arten, Unterarten und Varietäten berücksichtigt wurden, also Sippen, die natürliche Vorkommen aufweisen, aber keine in Kultur genommenen bzw. entstandenen und in Kultur erhaltenen Hybriden und individuellen Abweichungen (Cultivare bzw. Sorten, diese finden sich in dem 3. der o.g. Koniferenbücher, s. nachfolgende Rezension zu Auders & Spicer 2012).

Band 1 (535 Seiten) enthält einführende, anschaulich illustrierte Kapitel zur Geschichte der Entdeckung und Erforschung der Koniferen, zu Gefährdung und Schutz, Taxonomie und Nomenklatur, Morphologie und Verbreitung usw. Danach folgen Übersichten mit kurzer Beschreibung der Koniferen-Familien (7) und -Gattungen (56 im Buch behandelte, weitere 14 nur unter den entsprechenden Familien aufgelistet). Bei den durch Zeichnungen illustrierten Gattungsbeschreibungen wird offensichtlich, dass die Autoren in mehreren Gattungen von Farjon (zitiert ist dessen World Checklist von 2001, da das „Handbook“ ihnen noch nicht vorlag) abweichende Artabgrenzungen vertreten. Debreczy und Rácz fassen die Arten enger, woraus sich im Vergleich zu Farjon (Zahl nach Schrägstrich) höhere Artenzahlen ergeben, wie sie sie bei einigen Gattungen anerkennen, z.B. bei Abies 67/ 48 (s. hierzu auch Beitrag von M. Engelmann in vorliegendem Jahrbuch), Cupressus 25/ 13, Juniperus 72/ 52, Keteleeria 6/ 3, Pinus 128/ 109. Zu Xanthocyparis stellen Debreczy und Rácz nur die vietnamesische Art, die Anlass für die Gattungsneubeschreibung war, während sie die Nootkazypresse, die zwar eng verwandt sei, im Gegensatz zu Farjon aber ausgliedern und als Callitropsis nootkatensis führen, worauf sie im Anhang (Bd. 2) ausführlich eingehen.

Der Hauptteil (beginnend S. 133 in Bd. 1) des monumentalen Werkes trägt den Buchtitel „Conifers Around the World“. Jede der 11 ausgewiesenen Regionen der Erde wird naturräumlich und kulturgeschichtlich, vor allem floristisch und vegetationskundlich, charakterisiert, die in ihr vorkommenden Koniferen werden aufgelistet, ihre Verbreitung durch Arealkarten und ihre Hauptlebensraumtypen durch Farbfotos illustriert. Dann wird jede Art, Unterart und Varietät der Region in einem jeweils ganzseitigen „Steckbrief“ in Text und Bildern vorgestellt. Band 1 enthält die Regionen Europa (und angrenzende Gebiete W-Asiens und N-Afrikas) und Asien (Kontinent einschl. Hainan, außerdem Japan und angrenzende Inseln sowie Taiwan). Band 2 umfasst Amerika (W- und O-Nordamerika, Mexiko und Mittelamerika, Karibik- und Bermuda-Inseln, Chile und Argentinien), Australien (mit Tasmanien) und Neuseeland. Den Band 2 beschließen mehrere interessante Kapitel bzw. Anhänge, so eine Rinden- bzw. Borken-„Galerie“ fast aller im Buch genannter Arten, eine Kurzdarstellung zusätzlicher, in den jeweiligen Regionen nicht behandelter Arten und Varietäten (mit Bild), Besprechung einer von den Autoren aus Kultur neu beschriebenen Art unbekannter Herkunft (Abies pseudochensiensis), Diskussion kritischer Arten(gruppen) und problematischer Benennungen (u. a. zu Callitropsis and Xanthocyparis), Glossar usw. Wer noch weitere Informationen über das Buch erlangen will, dem sei die Webseite www-conifersaroundtheworld.com empfohlen.

„Conifers around the World” ist einzigartig in Inhalt und Form, ein wirklich „anderes“ Koniferen-Standardwerk als jedes der bisherigen. Es enthält nicht nur eine unglaubliche Fülle interessant dargestellter Fakten zu Nadelgehölzen aus jedweder Sicht, sondern stellt mit einer einmaligen Ausstattung auch ästhetisch ein Prachtwerk dar. Dies wirkt sich natürlich auf den Preis aus, aber dieser ist für das Gebotene wohl durchaus akzeptabel. Das Buch ist unverzichtbar für alle, die sich wissenschaftlich mit Nadelgehölzen beschäftigen, die Koniferen anziehen, pflanzen, pflegen, nutzen und/oder schützen, aber es wird ohne Zweifel auch jeden Dendrologen, nicht nur den Koniferenkenner oder -liebhaber, begeistern. Es ist ihm in Wissenschaft und Praxis eine weite Verbreitung zu wünschen.

Peter A. Schmidt, Coswig OT Sörnewitz (MDDG 98 [2013], S.278-279)