Exkursion der DDG Franken in den dendrologischen Garten in Bad Berneck -Bad Bernecker Stadtanzeiger vom 24.11.2017:

 

Berichte

In diesem Bereich finden Sie Berichte über Aktivitäten der DDG-Mitglieder.

Ein (einsamer) Hessenchampion im Taunus-Städtchen Kronberg (Manfred Wessel)

Am 25. Juni 2016 wurde auf der Burg Kronberg ein stattlicher und in vollem Saft stehender zweistämmiger Weißdorn geehrt. Das Ratsmitglied Manfred Wessel freute sich zusammen mit den sehr aktiven Vereinsmitgliedern, die die Burganlage betreuen, über regen Besucherzuspruch an diesem eher trüben Samstag-Mittag. Wessel hielt eine Rede zu den Besonderheiten von Crataegus monogyna und zu den Hintergründen der Championtree-Aktion der DDG und GDA und enthüllte dann einen von ihm verfassten Tafeltext, der von nun an vor dem Baum steht. Die Berichte der lokalen Presse sowie der Informationstext sind hier angefügt. „Einsam“ ist dieser Hessenchampion deshalb, weil er der einzige seiner Art ist, der bisher in Hessen vermessen wurde – vielleicht steht irgendwo noch ein dickerer Vertreter seiner Art?

Dazu in:

Kronberger Bote, 29.7.2016 , Bericht vom 25.6.2016

Die Burg ist um eine Attraktion reicher: den „Hessen-Champion“

 

Im Frühling verwandelt sich die imposante Baumkrone dieses Weißdorns, des „Hessen-Champion“, dessen Alter noch nicht ermittelt werden konnte, aber auf etwa 100 Jahre geschätzt wird, in eine Blütenpracht und Bienenweide. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Es ist keine Weißdornhecke oder ein kleines Bäumchen: Es ist ein stattlicher Baum, der an zentraler Stelle die Besucher der Oberburg begrüßt, stattlich und mit einer ausgedehnten Baumkrone, die sich im Frühling in ein weißes prächtiges Blütenkleid verwandelt, im Herbst unzählige kleine Früchtchen trägt. „Crataegus Monogyna“ heißt der Baum unter Botanikern und ist nun vom schlichten deutschen Weißdorn aufgestiegen zum „Hessen-Champion“. Manfred Wessel, technischer Leiter des Botanischen Gartens in Frankfurt hatte ihn bei seinem ersten Besuch auf der Kronberger Burg auf Einladung der Sprecherin des Burgvereins und der Burgstiftung, Martha Ried, entdeckt. Diese weltweit verbreitete Pflanze gehört zur großen Familie der Rosengewächse und ist eingeordnet in die Unterfamilie der „Apfelähnlichen“, klärt er die Gäste auf der Oberburg zur feierlichen Einweihung einer kleinen Auszeichunungstafel für den besonderen Weißdorn auf. Wessel hatte nämlich nachgeforscht und herausgefunden, dass der Baum hessenweit der größte erfasste Weißdorn ist, deutschlandweit immerhin der zehntgrößte. Seit 2009 vergibt die Deutsche Dendrologogische Gesellschaft gemeinsam mit der Gesellschaft Deutsches Arboretum für besonders monumentale Bäume die Auszeichnung „Champion Tree“, damit die Bäume dokumentiert, geschützt und langfristig erhalten werden. „Herr Wessel hat die Vermessung des Baumes und auch die Anmeldeprozedur als Champion bei der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft als Champion übernommen“, berichtete Ried. „Dank Ihrer Entdeckung haben wir jetzt nach dem Wappensaal und der Flügelspende noch eine Attraktion mehr auf der Burg: den größten Eingriffeligen Weißdornbaum in Hessen.“ Bevor Wessel die Tafel enthüllte und die Botaniker-Freunde mit „Weißdorn-Kir“, einer Eigenkreation des Burgvereins, auf die Auszeichnung anstießen, gab Marlies Lendzian-Coane vom Arbeitskreis Außengelände der Burg einen gleichermaßen umfassenden wie spannenden Einblick zum Weißdorn. Wessel und andere Botanik-Kenner, die vor Ort waren, wie die Präsidentin der Gesellschaft Deutsches Arboretum, Barbara Vogt, und der Vorsitzende des Kronberger Obst- und Gartenbauvereins, Heiko Fischer, hatten dem nicht mehr viel hinzuzufügen. Sie berichtete, dass der Weißdorn, weltweit verbreitet, von alters her von großer Bedeutung für die Menschen war und unter bis zu 50 verschiedenen Namen bekannt ist wie Christdorn, Hagdorn oder Doornbusch. Blätter, Blüten und Früchte eignen sich als Tee oder alkoholischer Auszug bei Herz- und Kreislaufstörungen. Die Früchte sind roh essbar, schmecken säuerlich-süß und sind sehr mehlig, verriet sie und in Notzeiten wurden sie äußerst vielseitig verwendet: Beispielsweise das getrocknete Fruchtfleisch als Mehlersatz zum Brotbacken und die Kerne als Kaffeeersatz. Das Holz des Weißdorns ist ähnlich dem Eichenholz hart und fest und wurde dementsprechend gerne als Werkzeugstiele genutzt. Für Vögel bietet der Baum idealste Bedingungen: Seine Früchte dienen noch im Winter als Nahrungsquelle, durch seine dichte Krone und die zusätzlichen Dornen ist der Baum schwer zugänglich und deshalb ein idealer Brutplatz. Allerdings soll der Neuntöter genug Dornen finden, um seine Beute aufzuhängen, wusste Lendzian-Coane zu berichten, von der Pflanze, die auch in der Mystik von altersher eine große Bedeutung hatte: „Er sollte böse Geister abwehren, war in der römischen Antike heilig“, erzählte sie. Ins Fenster gestellte Zweige sollten Kinder vor nächtlichen Geistern schützen, ja sogar Kinderwiegen wurden aus dem Holz geschnitzt, um zu verhindern, dass die Kinder von bösen Feen ausgetauscht wurden. Nach einem Blick in die Literatur, in der Marcel Proust den Weißdorn als prägende Kindheitserinnerung in seiner Blütenpracht immer wieder heraufbeschwört, nahm Wessel die Besucher wieder in die Wirklichkeit mit, indem er ihnen die beiden Baumstämme aus nächster Nähe zeigte und das Prozedere erklärte, nach denen die Bäume zu vermessen sind. Der beeindruckende Weißdorn auf der Burg wurde als zweikerniger Weißdorn ermittelt, auch wenn er wie ein aus einem Kern gewachsener Baum wirkt, da er im unteren Bereich ganz zusammengewachsen ist und dann erst zweistämmig wird. So gilt nach offizieller Messung der 1,30 Meter dicke Umfang des stärkeren Stammes, statt seines weiter unten messbaren 1,95 Meter Umfanges. Astrid Vohwinckel vom Burgverein und alle Burgfreunde können das verschmerzen: „Unser Weißdorn ist sowieso schon der heimliche Champion“, meint sie augenzwinkernd.

 

Taunuszeitung, Bericht vom 25.6.2016

Botanische Besonderheiten in Hessen

Ein Weißdorn als Champion auf der Kronberger Burg

27.06.2016 Mit der Kategorie „Champion Tree“ will die Dendrologische Gesellschaft die Aufmerksamkeit auf botanische Besonderheiten in den Bundesländern wecken. In Kronberg dürfte das bereits gelungen sein: Der Weißdorn auf der Oberburg hat seine Fans.

 

Manfred Wessel lobt den Weißdorn über den grünen Klee.

Kronberg. 

Der Leistungsdruck auf Bäume nimmt zu. Wer ein Champion Tree sein will, der muss besonders groß, besonders hoch oder besonders alt sein. Auf etwa hundert Jahre bringt es der Weißdorn – ein „Eingriffliger Weißdorn, Crataegus monogyna“ –, der auf der Oberburg gewachsen ist. Er dürfte Hessens größter Weißdorn sein, sagt Manfred Wessel. Der technische Leiter des Botanischen Gartens Frankfurt hatte die Besonderheit des Baumes festgestellt. Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft hat ihn als „Hessen-Champion“ anerkannt. Kronbergs Burg beherbergt einen Champion Tree.

Darauf, dass es tatsächlich der größte Weißdorn Hessens ist, würde Wessel allerdings kein Geld setzen. Gut möglich, dass bislang schlicht kein höherer entdeckt und gemeldet wurde. Mit den Champions Trees will die Dendrologische Gesellschaft die Aufmerksamkeit für botanische Besonderheiten wecken.

Geschützter Standort

Im Falle Kronbergs dürfte das bereits gelungen sein. Denn bei einer kleinen, aber feinen Feierstunde, bei der Wessel ein Schild enthüllte, auf dem die wichtigsten Informationen über den Weißdorn stehen, erfuhren die Teilnehmer Aufschlussreiches über die Pflanze, die zu den Rosengewächsen zählt, und Standort. Der Botaniker hob hervor, dass der Weißdorn ein sehr anpassungsfähiges Gewächs sei, das auch dort wurzeln könne, wo nur wenig Muttererde vorhanden sei. Der Standort im Innenhof der Oberburg sei sehr geschützt.

Info: Sammlung der Rekordbäume

Die Liste mit den Champion Trees findet sich auf der Homepage der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft: www.ddg-web.de. Dort können auch besondere Bäume gemeldet werden.

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Marlies Lendzian-Coane vom Burgverein hielt eine leidenschaftliche Rede über die Besonderheiten und Vorzüge des Weißdorns, so dass man sich wunderte, wie man bislang ohne dieses Wissen durchs Leben gefunden hatte. Der Weißdorn, der erst vor kurzem in voller Pracht weiß geblüht hat, ist eine Bienenweide. Im Winter ernähren sich Drossel und Seidenschwanz von seinen Früchten. Die bedornten Äste schützen – das gilt vor allem für Hecken – die Brut vor Fressfeinden.

Doch nicht nur Tiere profitieren von dem Weißdorn, für den in Wikipedia 47 Namen aufgezählt werden. Dem Weißdorn wird eine positive Wirkung auf das Herz nachgesagt, führt Baumexperte Wessel aus. Die Früchte seien vitaminreich, gleichwohl beiße man lieber in einen Apfel. Und das Holz sei als Drechselholz beliebt (gewesen).

Hartes Holz

Marlies Lendzian-Coane betrachtete die kulturgeschichtliche Entwicklung des Verhältnisses zwischen Weißdorn und Menschen. Unsere Ahnen sprachen dem Weißdorn mystische Fähigkeiten zu: Kinderwiegen aus Weißdorn sollten verhindern, dass böse Feen die Kinder austauschen. Im antiken Rom war er sogar heilig. Und in Marcel Prousts Romanzyklus „Suche nach der verlorenen Zeit“ taucht Weißdorn als eine der prägendsten Kindheitserinnerungen auf.

Martha Ried, Vorstandsvorsitzende des Burgvereins, lud im Anschluss an die Enthüllung des Schildes zum Umtrunk. Angestoßen wurde mit Weißdorn Kir, wobei der Sirup nicht aus Früchten dieses Baumes gewonnen wurde – sondern im Reformhaus gekauft.

Die Liste mit den Champion Trees findet sich auf der Homepage der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft: www.ddg-web.de. Dort können auch besondere Bäume gemeldet werden. Ein entsprechendes Formular ist online. Bis Ende Juli gibt es allerdings eine Sommerpause, was die Bearbeitung von Neumeldungen angeht. Sie können weiterhin gerne neue Einträge über das Formular melden, diese gehen auch nicht verloren. Sie werden aller Voraussicht nach Anfang August wieder bearbeitet und online gestellt.

 

Informationstext:

 

Eingriffliger Weißdorn

 

Crataegus monogyna Nicolaus Joseph Freiherr von Jacquin

 

Systematik

 

Familie:  Rosengewächse  – Rosaceae

 

Unterfamilie:  Kernobstgewächse  – Maloideae

 

Tribus:  Weißdornartige                 – Crataegeae

 

8 Gattungen:     einheimisch neben Weißdorn noch Zwergmispel,    Cotoneaster und Mispel, Mespilus.

Zur Gattung Weißdorn gehören in D 3 Arten und einige Hybridformen. Der Eingrifflige Weißdorn wird maximal 10 (15) m hoch, besitzt Sproßdornen und weinrote Früchte und ist in weiten Teilen Europas die häufigste Art. Eine große ökologische Amplitude und riesige Formenfülle zeichnen ihn aus. Sehr anspruchsloses Gehölz der Wälder, der Gebüsche und Felsen, sehr schnittverträglich und als alte Heil- und Nutzpflanze bekannt (herz-stärkendes Kreislaufmittel, vitamin-reich, Nahrung in Notzeiten, Drechslerholz). Von Vögeln sehr geschätzt, Bestäubung durch Fliegen und Käfer („Ekelblumen“ wegen Aminen) sowie Bienenverwandte.

Unser Crataegus monogyna, der hier seit langer, unbestimmter Zeit auf dem Gelände der Oberburg steht, ist mit 130 cm Stammumfang des dickeren Stämmlings, gemessen in Brusthöhe (130 cm), sowie mit 9 m Höhe in der Datenbank „Champion Trees“ der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) aufgeführt. Er ist der zehnt-stärkste Weißdorn, der in D bis heute vermessen wurde und der stärkste, der in Hessen vermerkt ist. Auf jeden Fall haben wir hier eine besondere Gehölz-Rarität vor uns, auf die stolz zu sein angemessen ist.

 Kronberg, im Juni 2016

 

Ein Zeidlerbaum in Frankfurt am Main - Der Botanische Garten fördert eine uralte Form der Imkerei (Manfred Wessel)

Im Botanischen Garten der Stadt Frankfurt am Main lebt eine der ältesten und natürlichsten Formen der Imkerei wieder auf: die Zeidlerei. Auf Initiative von Umweltdezernentin Rosemarie Heilig wurde vom 11. bis zum 13. März 2016 in luftiger Höhe an einem 5 m hohen gekappten Stamm einer bereits vor 4 Jahren abgestorbenen Rot-Buche (Fagus sylvatica) eine so genannte Klotzbeute angebracht. In den ausgehöhlten Abschnitt des Baumstamms soll dann im Mai, wenn alles gut geht, freiwillig ein Bienenschwarm einziehen und ihn mit Waben ausfüllen. Der Botanische Garten ist der erste Ort in Frankfurt, wo ein Zeidlerbaum entstanden ist - der erste Botanische Garten, der dieses seit dem frühen Mittelalter betriebene Handwerk wieder aufleben lässt, ist er nun ebenfalls. Die Idee zu diesem Projekt entstand beim 1. Frankfurter Bienenfestival im September 2015. Die Honigernte ist bei der Zeidlerei zwar gering, aber die Bienen sind in dem natürlichen Habitat widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Parasitenbefall. Die als Untermieterin gewünschte, frei schwärmende Honigbiene ist von der Honigbienen-Art, wie sie in der Imkerei meistens Verwendung findet, sowie von der solitär lebenden Wildbiene, von der es in Mitteleuropa über 500 Arten gibt, zu unterscheiden. Entscheidend für den Erfolg unserer Aktion ist, dass eine ganzjährige imkergemäße Betreuung dieses Naturnistplatzes für die schwärmende Honigbiene stattfindet – diese Arbeit wird von den Mitarbeitern der BIENENBOTSCHAFT geleistet (siehe auch www.bienenbotschaft.de und www.botanischergarten-frankfurt.de).


Abb. 1: 11. März 2016: Beginn der Aktion mit Informationsausstellung. Links im Hintergrund der Buchenstamm, links davor das dem Frankfurter Messeturm nachempfundene Schindeldach mit Kuperspitze zum Schutz des Stammes.

 


Abb. 2: Nachgebaute Werkzeuge des Zeidlerhandwerks.

 


Abb. 3: Ein- und Ausflugbereich für die schwärmende Honigbiene.

 


Abb. 4: 13. März 2016: Das Dach ist oben, der schwierigste Teil der Arbeit ist getan.

 

Abb. 5: An jedem Tag der Aktion herrschte reges Interesse beim Gartenpublikum – hier am Sonntag.

Text & Aufnahmen: Manfred Wessel

Wissenschaftliches Kolloquium "Anbau nicht einheimischer Baumarten - unverzichtbar oder unverantwortbar" in Tharandt

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Ernennung der heutigen Fachrichtung Forstwissenschaften zur Forstakademie und des 800-jährigen Jubiläums der Stadt Tharandt luden die Fachrichtung und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt gemeinsam zu dem wissenschaftlichen Kolloquium "Anbau nicht einheimischer Baumarten - unverzichtbar oder unverantwortbar" am 03./04.03.2016 in Tharandt ein. Der Anbau nicht einheimischer Baumarten spielt in der Forstwirtschaft schon seit Dekaden eine Rolle. Baumarten ganz unterschiedlicher Regionen ergänzen auf verschiedensten Standorten die Baumartenvielfalt heimischer Wälder aller Besitzarten. Der stattfindende Klimawandel hat das Interesse an weiteren Baumarten verstärkt. Dies gilt für den Anbau sowohl in der Forstwirtschaft als auch im Siedlungsraum. Einige der schon heute eingeführten Baumarten gelten als invasiv; mithin stellt ihre Einbringung für die natürlichen Ökosysteme und die Biodiversität ein „erhebliches Gefährdungspotenzial“ dar (BNatSG § 7). Das Invasionspotential selbst etablierter Baumarten ist schwer vorhersagbar. Dem wird versucht mit Hilfe der EU-Verordnung über die Prävention und das Management invasiver Arten zu begegnen, die derzeit auch in Deutschland umgesetzt werden soll.

Die Vorträge zum Wissenschaftlichen Kolloquium, darunter der des Präsidenten der DDG, stehen Ihnen unter folgendem Link zum Download zur Verfügung:
 
Fehlende Vorträge werden nach Freigabe durch die Referenten zu einem späteren Zeitpunkt eingestellt.